Pfauennest

Die List des Mongolen

Turehser und Pfau sind die Wappentiere Turisedes. Dass es ein Pfauennest zum Essen gibt, hat folgende Bewandtnis:

König Bergamo hatte seiner Zeit häufig hohe Gäste aus aller Welt. Fast immer verliefen diese Besuche in einvernehmlicher Atmosphäre und nicht selten entstanden hieraus lebenslange Freundschaften. Manchmal jedoch gab es auch Gäste, welche der Neid auf die Errungenschaften des Neißevolks deutlich in den Augen stand. Einige wenige schafften es ihre Missgunst geschickt zu verbergen und versuchten Bergamo seinerseits mit fantastisch erscheinenden Dingen ihrer Heimat zu beeindrucken.

So geschah es einmal, dass ein hoher Vertreter des mongolischen Adels die Reisestrapazen der Seidenstraße auf sich nahm um als Botschafter des Khans die wichtigsten Völker in Europa zu erkunden. Je mehr er von Turisede kennen lernte, umso neidvoller wurde sein Blick. Als der Abschied nahte, wurde noch einmal ein großes Festessen veranstaltet. Tief beeindruckt und überfressen von der schmackhaften Vielfalt der Tafel, sann er auf Möglichkeiten Bergamo seinerseits auf dem Gebiet der Gastronomie zu beeindrucken.

Nun ist ja bekannt, dass das Reitervolk der Steppe keine besonders vielfältige oder gar raffinierte Speisekarte kennt. Zum Schluss fiel ihm gerade noch die Schwalbennestersuppe ein, dessen Rezept er aus früheren Reisen im südlichen China kennengelernt hatte. Wortreich lobte er die Speisen der Tafel, aber betonte anschließend, dass das alles bei weitem nicht an die angebliche Delikatesse seiner Heimat heranreichen könne. Während Bergamo skeptisch blieb, hingen die Vertreter der Turisedischen Gilden an seinen Lippen und das Wasser lief ihnen dabei zum Mund. Das konnte der Inselkönig nicht übersehen! Nächtelang sann er über ein vergleichbares Gericht für sein Volk nach.

In geheimen Experimenten mit seinem Leibkoch gelang es zwar nicht chinesische Schwalbennester herzustellen, doch so ganz nebenbei erfanden sie die grünen Nudeln und ein neues, äußerst schmackhaftes Traditionsgericht war geboren! Ein Pfauenei in taunassem Gras hatte ihm schließlich die entscheidende Eingebung gebracht

Bleibt nur noch hinzuzufügen, dass es in späteren Jahren einem Spion Roms gelang, an Teile des Geheimrezepts heran zu kommen. Von Italien aus trat dann diese Speise ihre Verbreitung in die gesamte Welt an. Freilich ohne die grün machenden Zutaten. Diese blieben bis in die jüngste Zeit das Geheimnis von Trisede.