DIE HÜHNER

die gackernden Grundsatzkritikerinnen

Vor Ihnen scharren die letzten bekannten Vertreterinnen der hochdiskutierfreudigen Spezies Gallina Commentaria Turisedis, volkstümlich einfach Hühner genannt – was ihrem inneren Anspruch auf Weltdeutung allerdings nur unzureichend gerecht wird.

Diese Tiere gelten nicht nur als Produzentinnen ovaler Rätsel, sondern auch als stimmgewaltige Kommentatorinnen aller Ereignisse im Umkreis von sieben Metern. Die turisedische Chronik berichtet, dass das erste Parlament der Insel einst aus zwölf Hennen bestand, deren hitzige Debatten mit Schnabel und Flügel zu abruptem Eierwurf führten und schließlich zur Einführung der Frühstückspause im Sitzungssaal.

Anatomisch ausgestattet mit einem hyperaktiven Warnsystem und einem feinen Gespür für Unstimmigkeiten in Sand, Wetter und Ordnungssystemen, verstehen sich Hühner als Wächterinnen des Alltags. Der uralte Ausdruck „Da gackert’s im Gebälk“ geht auf eine Episode zurück, in der ein ganzer Dachstuhl durch kollektive Panik vor einem fallenden Ahornblatt evakuiert wurde.

Besonders auffällig ist das Prinzip des plötzlichen Herdenmutes: Während eine Henne zögert, rennen die anderen schon – in alle Richtungen, aber stets mit Überzeugung. Ihr Verhalten folgt einer Logik, die außerhalb des Hühnerkopfes schwer zu fassen ist, aber intern als „Notfallprotokoll Stroh 4“ bezeichnet wird.